Grüne Türöffner
Der JNF Green Business Circle baut Brücken für deutsche und israelische Unternehmer und setzt auf Nachhaltigkeit.
Mächtig ragt ein Palmenbaum in den immerblauen Himmel von Haifa. Albert Einstein hat ihn vor 90 Jahren hier gepflanzt, direkt vor der technischen Universität Israels. Auch das orientalisch anmutende Haus atmet Historie: Entworfen hat es der jüdische Architekt Alexander Baerwald aus Berlin. Heute beherbergt der Bau ein Museum mit Wissenschaftspark. Eine Symbiose von Technik und Natur. Ein Dokument deutsch-israelischer Geschichte.
Die Grünanlage ist in die Jahre gekommen, die Rasenflächen löchrig und abgeschabt. Doch eine deutsch-israelische Initiative haucht dem Albert Einstein Science Park neues Leben ein: Der JNF Green Business Circle (JBC) der Umweltschutzorganisation Jüdischer Nationalfonds (JNF) will Unternehmer aus beiden Ländern vernetzen – und sie zugleich dazu bringen, gesellschaftliche Verantwortung für Umwelt-Projekte in Israel zu übernehmen. Über den Fonds ist der JBC auch in dem Netzwerk „Forschung für Nachhaltige Entwicklungen“ aktiv, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert wurde.
Spenden in Höhe von einer Million Euro sollen nun in die Restaurierung des Einstein-Parks fließen. Das Konzept sieht Präsentationen von Wassertechnik und Solarenergie vor, die die Besucher für die ökologischen Herausforderungen Israels sensibilisieren. Auf längere Sicht könnte der JBC gar ein neues Kapitel in der deutsch-israelischen Kooperation bei grünen Zukunftstechnologien initiieren.
Geschichten wie die des Museumsgartens haben es Schaul Chorev angetan. „Wir wollen solche spannenden Stories erzählen für diejenigen, die Interesse an Partnern aus dem anderen Land haben. Und damit zeigen, was möglich ist“, sagt Chorev, der den JBC gemeinsam mit Heike Hausweiler verantwortet. Zu einer Veranstaltung lud Chorev deshalb den israelischen Unternehmer Michael Strauss nach Berlin ein. Strauss` Vater floh vor den Nazionalsozialisten aus Deutschland und schaffte es vom Kleinbauern an die Spitze eines der größten Lebensmittelkonzerne Israels mit Produktionsstandorten in 17 Ländern – und mit einer nachhaltigen Unternehmenspolitik. „Mittlerweile produziert Strauss‘ Sohn auch wieder in Deutschland.“
Neben solchen Erfolgsgeschichten widmet sich der JBC auch Themen wie der Wirtschaftszusammenarbeit bei grünen Technologien – so auch im Rahmen der Auftaktveranstaltung des Green Business Circles 2011 in München. Siemens hatte 2009 den israelischen Solarthermie-Spezialisten Solel übernommen. Auf einer Podiumsdiskussion dazu wurde über Umwelttechnologien und Hightech-Synergien diskutiert. „Wir wollten zeigen: Warum kommt Siemens nach Israel und kauft eine solche Firma? Wo liegen die Chancen? Wo die Schwierigkeiten?“, erläutert der Wirtschaftsanwalt Friedrich Tobias Schöne vom JBC-Vorstand. Danach konnten sich Führungskräfte aus erster Hand über Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien in Israel informieren.
Ein solcher Fokus auf konkrete Business-Projekte sei bei den bisher sechs Veranstaltungen mit jeweils gut 100 Teilnehmern aber die Ausnahme, betont Schöne. Gerade das Formlose und der Plattformcharakter machten das Alleinstellungsmerkmal des „grünen“ Unternehmerkreises aus. „Es ist die typische Atmosphäre eines Clubs: Man lernt sich kennen, trifft sich wieder und entwickelt dabei Ideen.“
Der JNF Green Business Circle wirkt positiv auf die Beziehungen zwischen den Unternehmern. „Es gibt schon deutliche Mentalitätsunterschiede, über die man bei uns mehr erfahren kann“, sagt Schöne. Israelis seien etwa in Verhandlungen sehr viel direkter, fordernder, weiß der Anwalt, der auch in Israel gelebt und gearbeitet hat. „Bei den Deutschen entsteht dann schnell der Eindruck: Das wird hier gerade aggressiv“, sagt Schöne. Auf israelischer Seite dagegen werde die oft bestimmte, aber dennoch reservierte Art deutscher Manager zuweilen als Unentschiedenheit fehlinterpretiert.
„Die Kooperation mit deutschen Firmen ist immer die zeitaufwendigste, schwierigste. Am Ende ist sie aber immer die Beste und Dauerhafteste“, sagt Chorev, der vor seiner Arbeit für eine israelische Firma in Berlin tätig war. Und die Geschichte, der Holocaust? Der spiele – bei allem Bewusstsein für die Vergangengeit – in den sehr professionalisierten Verhandlungen mittlerweile kaum noch eine Rolle, sagt Friedrich Schöne.
Auch jenseits der Beziehungspflege hat der JBC konkrete Ergebnisse und Erfolge vorzuweisen – besonders, was die Nachhaltigkeit und den Umweltschutz angeht. Unterstützt wird der Jüdische Nationalfonds etwa von der Optikfirma Bresser, die einen fünfstelligen Betrag für Ferngläser zur Vogelbeobachtung gestiftet hat, aber auch Mikroskope für Forschungsstationen, die eine effizientere nachhaltige Landwirtschaft erproben. VW spendierte ein Löschfahrzeug zum Schutz vor Waldbränden. Insbesondere größere Firmen wie Lufthansa, Michelin oder der israelische Generika-Hersteller Teva engagieren sich im Business Circle – und spenden dann auch an den JNF, sagt Schöne. Auf diese Weise stärken Konzerne auch das Nachhaltigkeitsprofil ihrer Corporate-Social-Responsibility-Strategien.
Als Brückenbauer zwischen konventionellem nachhaltigem Business und „High-Tech-Green“ versteht sich der Immobilienunternehmer Albert Ben David, der in Berlin das ehemalige Funkhaus Nalepastraße gekauft hat. Innovative Umwelttechnik zahle sich in seinen Bauprojekten langfristig aus, bekräftigt er. Israelische Start-ups zählten in Solartechnik und Wasserrecycling zu den führenden Anbietern. Die israelische Innovationskraft und Improvisationsfähigkeit gelte es mit dem deutschen Organisationstalent und „der Erfahrung der besten Industrie der Welt“ zu koppeln. „Zu diesem Dialog müssen wir mit dem Green Business Circle beitragen.“